Die EXPO in Dubai
Mit welcher Erwartungshaltung geht man als Besucher auf eine Weltausstellung? Was nimmt man mit? Und was eint eine Expo Real in München mit dieser EXPO in Dubai? Neben dem ersten Wort in der Ausstellungsbezeichnung gibt es erst einmal nicht so sehr viele Gemeinsamkeiten. Auf einer Expo Real trifft man ausschließlich auf Fachpublikum, was alleine schon den Eintrittspreisen geschuldet ist. Es werden vorher Termine vereinbart, Konferenzräume gebucht, ein Hallenlaufplan entwickelt und die 2-3 Tage zeitoptimiert durchgeplant. Man hat im Kopf, mit welchen Ergebnissen, man wieder in sein Büro zurückkehren will. Und welches Bundesland oder Region sich besonders gut präsentiert hat. Und auf der EXPO? Zwischen Ergebnis offen und Überforderung - alleine schon ob der Dimension - jede Menge Neugierde, was einen erwartet. Schlendern, entdecken und herausfinden, wie und vor allem was die über 192 Länder präsentierten. Im Folgenden nun eine nicht repräsentative Auswahl persönlich besuchter Pavillons.
Der Immobilienbrief Nr 515Um mit dem Gastgeber zu starten – die Vereinigte Arabische Emirate:
Imposante Architektur von Santiago Calatrava im Herzen der Weltausstellung, die prunkvoll in Weiß klotzt und nicht kleckert, was aber auch zu Dubai passt. Im Innern wird Wüstensand als Projektionsfläche genutzt, um die Wandlung vom Wüstenstaat zur mondänen Metropole am Persischen Golf mit vielen historischen Fotos zu erzählen. Am Ende dieser Tour durch eine imaginäre Wüste landet man in einem imposanten Kinosaal, der sich während einer Animation zur Geschichte des Landes auf die oberste Ebene hebt – allerdings habe ich diesen Kunstgriff nicht verstanden. Was bleibt als Eindruck? Das Konzept ist nicht ganz aufgegangen, denn der Garten um das Gebäude herum wird von den Besuchern aufgrund der Temperaturen nicht besichtigt. Dieser sollte die langen Wartezeiten überbrücken, bis man ins Gebäude darf.
Schweiz – kurz, knackig, lustig:
Unter Sonnenschirmen, die sich in der Fassade spiegeln, wandelt man auf den Eingang zu, den – natürlich – eine große Rolex schmückt. Im Dunkeln wandert man dann durch Nebel in Anlehnung an Serpentinen eine Gebirgslandschaft hoch und erfährt so die majestätische Gebirgslandschaft der Kantone.
Thailand – ganz schlimm:
Von Raum zu Raum geleitet (Abkürzung nicht möglich), muss man sich wieder zum Ausgang durchstehen und semi-lustige Animationen von zwei Kinderfiguren ertragen. Zu bunt, zu wenig inhaltlicher Faden, mäßige Umsetzung und alles viel zu laut. Bitte nur mit Ohrstöpseln rein, wenn überhaupt…
Kanada – leider eine Enttäuschung:
Wie ein kulturell so buntes Land sich so mäßig präsentieren kann, ist nur mit einer vertanen Chance zu beschreiben. Denn dass sie es können, wissen wir alle noch von den olympischen Spielen 2010 in Vancouver. Es gibt keine Besucherführung, kein Fokus auf ein Thema und die einzelnen Infoschnipsel muss man sich selber zusammensetzten.
Marokko – eine Frechheit:
Erst wird man gezwungen, gemeinsam mit ca. 50 Personen einen schlecht gemachten Werbefilm über das “großartige Land” in einem kleinen Vorraum stehend abzuwarten, bis man dann in einen mächtig überdimensionalen Fahrstuhl mit allen in der Gruppe (ja, auch in Corona Zeiten) rein muss. Oben angekommen darf man dann in einer Schlaufe um ein offenes Treppenhaus Ebene für Ebene wieder runder schreiten, mal hier mal da in einen kleinen Seitenraum reinschauen kann, der neben extrem runtergekühlt bis unspannend eher eine Verärgerung als eine Verzückung gegenüber dem Land zurücklässt.
Oman – eine Visitenkarte:
Der sympathische, informative und mit den beeindruckenden Kulturschätzten werbende Auftritt wirkt wie eine wirklich gut gemachte Einladung, das Land zu besuchen.
USA – eine Geduldsprobe:
Außer einer imposant neben dem Pavillon ausgestellten Space X Rakete, viel Peinlichkeit in Sachen Patriotismus. Auf einem Fließband (ich musste dabei an Charlie Chaplin denken) wird man durch das gezogen, was das Land als bemerkenswert empfindet. Auch hier gab es keine Möglichkeit, den Besuch zu beschleunigen. Warum sich Kamala Harris für die Begrüßungsworte dafür hergegeben hat, erschließt sich
mir nicht, da das Ganze ja auch noch zu Zeiten von Trump konzipiert wurde.
Belgien – eine Charm Offensive:
Unser belgischer Nachbar spielt perfekt den vollen Charme hervorragender Comics und deren Zeichner aus. Ob Asterix und Obelix, Tim und Struppi, Lucky Luk – bis man selbst als Comics auf einer überdimensionalen Leinwand landet. Macht Spaß und zeichnet ein großes Lächeln ins Gesicht!
Deutschland: Hirn und Herz
Es geht mit Namensschildern los, die den Vornamen und die Sprache für die Erläuterungen an den Exponaten speichert. Dabei liegt der Fokus der Ausstellung auf Bildung, Forschung und Innovationen. Spielerische Elemente dominieren den Weg durch das Gebäude, wie der Sprung in ein Bällebad, wobei jeder Ball für eine Innovation steht, die auf Monitoren abgefragt werden können. Die Erläuterung einer Lasertechnik, die von Drohnen aus Unkraut und Schädlinge erkennt und vernichtet, wird im anschließenden Computerspiel zu einer lustigen Schädlingsjagt. Schwer beeindruckend ist das Tischtennisplatte große Brettspiel, das den Besuchern vor Augen führt, dass wir nur gemeinsam die großen Aufgaben der Menschheit lösen können. Dabei stehen wild fremde Besucher aus aller Herren Länder, Kulturen, Religionen nebeneinander und mussten gemeinsam einen Ball so balancieren, dass er nicht zu Boden rollt. Was für eine Symbolkraft!
Und dann kam der ganz große Gänsehaut Moment: In einem Kinosaal, ausgestattet mit Schaukeln, wurde der Appell des gemeinsamen Handels noch einmal personalisiert – indem alle Vornamen der Schaukelnden vernetzt dargestellt wurden. Redet miteinander und vernetzt euch. Wer braucht da noch Hollywood?
Interessante Gespräche mit internationalen Besuchern haben Gott sei Dank den Eindruck bestätigt, dass dieser Pavillon, der mit Abstand Besuchens werteste ist. Und hier entschädigt das lange Anstehen wirklich für das Erlebnis, das Deutschland den Besuchern bietet.
Was bleibt im Resümee stehen?
Beeindruckende Architektur, die häufig nur als äußere Hülle überzeugte. Es ist eine Leistungsshow, die Werbung für ein Land oder wie bei der Expo Real, eine Region machen will. Einen Ausreißer gibt es allerdings auch in Dubai, denn der Alleingang von „The Länd“ – dem Pavillon von Baden-Württemberg, hinterlässt zumindest bei mir große Fragezeichen. Von außen wird nicht klar, dass es sich um ein deutsches Bundesland handelt. Geht man hinein, entstehen neue Fragezeichen. O-Ton einer Hostess:
“Rechts die Exponate der Sponsoren, links die der Innovationen.” Aha – und wo ist da der Unterschied?